Die Themen Altersarmut und Rentenlücke sind seit mehr als einem Jahrzehnt in aller Munde. Nach wie vor sind Altersvorsorge und erst recht private Altersvorsorge die Gebote der Stunde. Ein Überblick über die Möglichkeiten.
Die einstige Aussage des damaligen Arbeitsministers Dr. Norbert Blüm: „Die Rente ist sicher“ hat sich in die Köpfe der Menschen in Deutschland gebrannt. Die Kernaussage dieses Satzes ist nach wie vor wahr. Wer aus seinem Arbeitseinkommen in die staatliche Rente eingezahlt hat, hat am Ende auch einen Rentenanspruch. Dennoch haben die gesetzliche Rentenversicherung und die daraus resultierende Altersrente in den vergangenen Jahren eine Menge Glanz eingebüßt.
Das liegt vor allen Dingen daran, dass das Rentenniveau seit der berühmten Bundestagsdebatte vom 10. Oktober 1997 kontinuierlich gesunken ist. Inzwischen beträgt das durchschnittliche Rentenniveau weniger als 50 %. Das bedeutet, dass ein Arbeitnehmer nach 45 Arbeitsjahren in einem sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis im Durchschnitt über eine Netto Rente verfügt, die weniger als 50 % des letzten Brutto-Einkommens beträgt.
Dass die Rente als solche sicher ist, ist nur ein schwacher Trost, falls das Einkommen, das Rentnern vom Staat zugestanden wird, in vielen Fällen nicht einmal ausreicht, um den Lebensunterhalt sicherzustellen. Die beste Lösung für dieses Problem ist eine private Altersvorsorge. Nur mit Hilfe einer klugen Strategie in Sachen Altersvorsorge, kann die persönliche Rentenlücke so niedrig wie möglich gehalten werden. Die Varianten der Altersvorsorge sind dabei sehr vielfältig. Manche werden staatlich gefördert, andere wiederum müssen komplett selbst finanziert werden.
Wir haben hier einmal die wichtigen Punkte zum Thema private Altersvorsorge zusammengefasst. Welche Vorsorgelösung für Sie persönlich die sinnvollste ist, ist abhängig von Ihren individuellen Verhältnissen. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen, die Ihnen bei der Entscheidung helfen.
Wie hoch ist Ihre Rentenlücke?
Die tatsächliche Rentenlücke ist von Person zu Person unterschiedlich. Dabei kommt es auf Faktoren wie die tatsächlichen Arbeitsjahre in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis und das durchschnittlich erzielte Einkommen in dieser Zeit an. Aber natürlich auch auf das Renteneintrittsalter.
Bleibt die Frage, was genau die sogenannte Rentenlücke eigentlich ist. Die gängigste Definition ist die folgende:
Als Rentenlücke bezeichnet man den Differenzbetrag zwischen dem letzten Netto-Einkommen aus der beruflichen Tätigkeit und der dann folgenden Zahlung aus der gesetzlichen Altersvorsorge.
Experten gehen dabei in ihren Rechenbeispielen gern davon aus, dass Sie auf jeden Fall 80 % des letzten Netto-Einkommens benötigen, um Ihren Lebensunterhalt auch weiterhin sicherzustellen. Bei einem Rentenniveau von unter 50 % ist die Chance, diesen Betrag allein aus der gesetzlichen Altersrente beziehen zu können, sehr gering. Deshalb ist das Thema private Altersvorsorge heute für jeden sehr wichtig.
Wie können Sie Ihre ganz persönliche Rentenlücke errechnen?
Auf den Cent genau wird das nicht gehen. Dennoch haben Sie Möglichkeiten zu berechnen, wie groß Ihre persönliche Rentenlücke sein wird. Denn bei den allgemeinen Rechenmodellen wird in keiner Weise auf persönliche Lebensumstände Rücksicht genommen. Tatsächlich ist für Sie nämlich der Unterschiedsbetrag zwischen Ihrer monatlichen Rente und den zu erwartenden Kosten, die Sie im Rentenalter haben werden, relevant.
Aus diesem Grund ist beispielsweise eine eigene Immobilie eine hervorragende Möglichkeit, Ihre persönliche Rentenlücke zu verringern. Denn wenn Sie im Alter keine Miete mehr zahlen müssen und bereits ausreichend Rücklagen für Reparaturen gebildet haben, senkt das Ihre laufenden Kosten erheblich.
Sie errechnen also die fortlaufenden Kosten, die Sie im Rentenalter voraussichtlich haben werden, und rechnen dazu die aktuell normalen Kosten für den Lebensunterhalt, Urlaub und zwischenzeitig getätigte Anschaffungen mit ein. Dann haben Sie den ungefähren finanziellen Wert, den Sie erwirtschaften müssen, um Ihren Lebensstandard auch nach Renteneintritt halten zu können.
Dem stellen Sie nun den Betrag, den Sie Ihrer jährlichen Renteninformation oder ab 55 Ihrer dreijährigen Rentenauskunft entnehmen können, gegenüber. Der Differenzbetrag ist Ihre persönliche Rentenlücke, die Sie über eine private Altersvorsorge schließen müssen, wenn Sie Ihren Lebensstandard auch im Rentenalter erhalten möchten.
In der Folge erläutern wir Ihnen einige wichtige Möglichkeiten der privaten Altersvorsorge, diese Rentenlücke zu schließen.
So funktioniert die Riester Rente
Die Riester Rente wurde im Jahr 2002 eingeführt und gehört zu den staatlich geförderten Altersvorsorgen. Dabei gibt es nicht die eine Riester Rente. Denn um in die Kategorie Riester Rente eingeordnet zu werden, muss die entsprechende Vorsorgelösung lediglich staatlich zertifiziert und damit als Riester Rente anerkannt sein.
Was alle Altersvorsorgelösungen der Riester Rente eint, sind die Möglichkeiten der staatlichen Förderung. Förderberechtigt sind die folgenden Personenkreise:
- Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
- Bundesfreiwilligendienst Leistende
- Beamter, Richter, Soldaten
- Bezieher einer Rente wegen Erwerbsminderung oder einer Pension wegen Dienstunfähigkeit
- Bezieher von Arbeitslosengeld I oder Arbeitslosengeld II Leistungen
Als Förderberechtigter erhalten Sie staatliche Zulagen zu den selbst eingezahlten Sparbeiträgen. Da wäre einmal die Grundzulage für den Sparer selbst. Darüber hinaus für jedes kindergeldberechtigte Kind im Haushalt eine Kinderzulage. Außerdem können die selbst eingezahlten Beträge steuerlich geltend gemacht werden.
Schon gewusst?
Durch die Regelungen zum sogenannten Wohn Riester wurde es Riester-Sparern ermöglicht, ihre angesparten Beträge zum Kauf einer selbst genutzten Wohnimmobilie einzusetzen. Die Eigenheimrente soll dazu beitragen, dass mehr Menschen frühzeitig in die eigenen vier Wände investieren und von staatlicher Seite bei der Ansparung oder der späteren Kredittilgung unterstützt werden.
Mehr Informationen zum Thema Riester Rente finden Sie hier.
So funktioniert die betriebliche Altersvorsorge
Das Thema betriebliche Altersvorsorge ist für viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber heute ein sehr attraktives. Auch diese Variante der privaten Altersvorsorge wird staatlich gefördert. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine betriebliche Altersvorsorge abzuschließen. Die meisten davon muss der Arbeitgeber aber von sich aus anbieten.
Stellt Ihr Arbeitgeber keine der Vorsorgelösungen der betrieblichen Altersvorsorge von sich aus zur Verfügung, haben Sie einen Anspruch auf eine Entgeltumwandlung. Dazu müssen Sie Ihrem Arbeitgeber mitteilen, dass Sie eine Altersvorsorge im Zuge einer Entgeltumwandlung vornehmen möchten. Bietet der Arbeitgeber keine eigene Möglichkeit zur Entgeltumwandlung, haben Sie Anspruch auf den Abschluss einer Direktversicherung.
Diese funktioniert folgendermaßen: Von Ihrem Brutto-Einkommen wird ein von Ihnen festgelegter Betrag monatlich in die betriebliche Altersvorsorge eingezahlt. Dieser Betrag reduziert Ihr sozialversicherungspflichtiges Bruttoeinkommen. Dadurch entfallen für diese Summe die Sozialversicherungsbeiträge. Auch versteuert wird dieser Betrag nicht. So leistet der Staat einen Beitrag von immerhin rund 30 % oder mehr – je nach persönlichem Steuersatz – zu Ihrer betrieblichen Altersvorsorge.
Dazu kommt, dass der Arbeitgeber die Sozialversicherungsbeiträge einspart. Aus diesem Grund gilt seit dem Jahr 2019 die Verpflichtung des Arbeitgebers bei Neuverträgen, den hier eingesparten Betrag ebenfalls in Ihre betriebliche Altersvorsorge zu zahlen. Bei bestehenden Verträgen greift die Regelung erst ab dem Jahr 2022.
So funktioniert die Rürup-Rente
Die Basisrente oder landläufig auch Rürup Rente genannt, ist eine weitere staatlich geförderte Rentenlösung. Ähnlich der Riester Rente soll sie Anreize für die private Vorsorge für das Alter schaffen. Dabei hat die Rürup-Rente allerdings eine gänzlich andere Zielgruppe. Ursprünglich gedacht war diese Rentenlösung vor allem für Selbstständige, die ihr Einkommen im Alter sichern wollen und nicht freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.
Die Rürup-Rente ist allerdings nicht an diesen Personenkreis gebunden. Auch versicherungspflichtig Beschäftigte können diese Rentenvariante nutzen. Der Vorteil der Basisrente ist dabei der, dass die Beträge, die steuerlich geltend gemacht werden können, wesentlich höher sind als bei der Riester Rente. Auch die Rürup-Rente ist keine festgelegte Einzellösung. Hier kommen verschiedene Renten- und Sparpläne in Betracht, die jeweils als Basisrente zertifiziert sein müssen.
Tipp
Die Rürup-Rente ist eine Rentenlösung, die nur sinnvoll ist, wenn das in sie eingezahlte Kapital nicht anderweitig gebraucht wird. Denn eines der Merkmale der Verträge für eine Basisrente ist der Umstand, dass sich das angesparte Kapital nicht vorzeitig auszahlen lässt. Aus diesem Grund wird zum Beispiel Jungselbstständigen eher von der Rürup-Rente abgeraten, da bei ihnen oft noch nicht feststeht, wie sich das Geschäft in den nächsten Jahren entwickeln wird.
Private Altersvorsorge ohne staatliche Förderung
Dass die private Altersvorsorge wichtig ist, hat der Gesetzgeber längst erkannt und mit entsprechend geförderten Lösungen reagiert. Doch es gibt am Markt der Altersvorsorge nach wie vor auch solche Versicherungslösungen, die nicht staatlich gefördert werden. Was auf den ersten Blick wie die Verschwendung von Geld aussieht, kann dennoch durchaus Sinn machen.
Denn die private Altersvorsorge ohne staatliche Förderung bringt einige interessante Vorteile mit sich. Hier ein kurzer Überblick der Vor- und Nachteile.
Vorteile | Nachteile |
– während geförderte Altersvorsorgen bei der Auszahlung versteuert werden müssen, bleiben private Altersvorsorgen ohne staatliche Förderung bei der Auszahlung steuerfrei | – angespart wird tatsächlich nur der eingezahlte Betrag und die im Laufe der Jahre erwirtschaftete Rendite |
– hierbei wird der individuelle Steuersatz für Sie als Rentner nicht erhöht | – die staatlich geförderte Altersvorsorge muss nicht nur versteuert werden, da sie durch die Steuerprogression auch Ihren Steuersatz anheben kann, kann auch die fällige Steuer von Ihrer gesetzlichen Rente steigen |
– kann auch vor Renteneintritt in Form eines Rückkaufs verwertet werden | – kann nicht oder nur mit großen finanziellen Verlusten frühzeitig zur Auszahlung gebracht werden |
Diese Auflistung ist keinesfalls abschließend. Dennoch zeigt sie, dass eine nicht staatlich geförderte private Altersvorsorge tatsächlich die für Sie passende Lösung sein kann. Hier ein paar Beispiele für solche Vorsorgelösungen.
So funktioniert die private Rentenversicherung
Bei der privaten Rentenversicherung handelt es sich in der Regel um eine klassische kapitalbildende Versicherung. Es gibt zwei Möglichkeiten, diese zu bezahlen. In der ersten Variante wird der Sparvertrag über einen längeren Zeitraum bespart. Je länger dieser Zeitraum ist, desto niedriger sind in der Regel die Beiträge. Hier lohnt es sich also, so früh wie möglich zu beginnen.
Variante Nummer zwei sieht eine einmalige Einzahlung vor, die dann den Anspruch auf eine fortlaufende Rentenzahlung generiert.
Private Rentenversicherungen können im Einvernehmen zwischen Ihnen und dem Versicherungsgeber auf die unterschiedlichsten Arten gestaltet werden. Eingebunden werden können beispielsweise weitere Lösungen wie eine:
- Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsabsicherung
- Unfallversicherung
- Todesfallversicherung
- Witwen- oder Waisenrente
Je nach abgeschlossenem Vertrag kann zum Zeitpunkt der Fälligkeit gewählt werden, ob eine Kapitalauszahlung erfolgen soll oder eine monatliche Rentenzahlung. Diese Art der Altersvorsorge eignet sich vor allem für all diejenigen, die schon früh mit vergleichsweise kleinen Raten einen ersten Baustein für die private Altersvorsorge legen möchten.
So funktioniert ein Sparplan mit ETF oder Fonds
Eine Alternative zur klassischen privaten Rentenversicherung ist ein Sparplan mit ETF oder Fonds. Auch wenn sich noch immer viele Deutsche nur ungern an die Börse wagen, ist das Sparen mit Fonds und Wertpapieren heute die mit Abstand rentabelste Variante. In Zeiten von Niedrigzinsen gibt es kein Konto, das mit den erzielten Renditen an den Finanzmärkten mithalten kann.
Ein Sparplan mit Fonds oder ETF ist vergleichsweise schnell angelegt. Am einfachsten schließen Sie einen solchen mit Ihrer Bank oder einem Versicherer ab, der diese Anlageform anbietet. Bei der Investition in Fonds wird der Betreuer Ihres Sparplans in verschiedene Aktienfonds investieren und hier stets die Entwicklungen im Auge behalten. Je nach Risikofreude können das sehr konservative Fonds oder eben auch etwas offensivere Varianten sein. Je höher das Risiko, desto größer sind auch die Rendite-Chancen.
Ein ETF hingegen ist ein „Exchange-traded funds“. Hier wird nicht in einzelne Aktien investiert, sondern direkt in einen ganzen Aktienindex. Der DAX-ETF beispielsweise entwickelt sich praktisch analog der Entwicklung des DAX. So fällt es Anlegern noch leichter, die Entwicklung ihrer Anlage im Blick zu behalten.
Das Eigenheim als Altersvorsorge – so funktioniert es
Es ist nach wie eine der beliebtesten Altersvorsorgevarianten in Deutschland – das Eigenheim. Kein Wunder, führt der Besitz einer selbst genutzten Wohnimmobilie doch dazu, dass Sie im Alter keine Miete mehr zahlen müssen. Auch wenn es einmal schlechter läuft und Sie aufgrund einer Erkrankung oder Arbeitslosigkeit in Arbeitslosengeld II abrutschen sollten, ist die selbstbewohnte Immobilie erst einmal geschütztes Vermögen und muss nicht verwertet werden. Das sieht bei Rentenversicherungen und Sparplänen schon anders aus.
Anders als bei anderen Altersvorsorgen erzielen Sie allerdings aus der eigenen Immobilie im Alter kein Einkommen. Ausgenommen sind natürlich Häuser mit einer Einliegerwohnung oder Mehrfamilienhäuser, in denen Sie Wohnungen vermieten.
Schon gewusst?
Beim Eigenheim als Altersvorsorge können Sie selbst entscheiden, ob Sie auf staatliche Förderungen zurückgreifen möchten oder nicht. So können Sie beispielsweise mit Hilfe eines Wohnriester-Bausparvertrages die Grundzulage und fällige Kinderzulagen nutzen, um Ihr Eigenkapital beim Kauf eines Hauses zu erhöhen. Oder Sie sparen während der Tilgungsphase Ihres Hauskredites über einen solchen Riestervertrag die Zulagen an und nutzen diese dann, um bei Fälligkeit so viel wie möglich zu tilgen und sich die günstigen Zinsen des Bauspardarlehens zu sichern.
Fazit
Die private Altersvorsorge ist so wichtig wie nie – welche Variante für Sie die Richtige ist, ist von Ihren Lebensumständen und Ihren Plänen abhängig. Letztlich gilt es vor Abschluss einer privaten Altersvorsorge genau abzuwägen, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Vorsorgelösungen mitbringen. Danach können Sie dann entscheiden, welche Variante am besten zu Ihnen passt. Oftmals kann auch eine Streuung auf verschiedene Vorsorgelösungen sinnvoll sein.
Anmerkung der Redaktion: Der Autor dieses Textes ist kein Steuerberater und auch kein Rechtsanwalt, sondern Wirtschafts- und Finanzjournalist. Finanzjournalisten ist rechts- und steuerberatende Tätigkeit per Gesetz untersagt. Der Text dient lediglich der Information von Steuerzahlern und (angehenden) Bauherren oder Immobilienkäufern. Eine Beratung oder gar konkrete Empfehlungen enthält der Text nicht. Diese sind auch nicht beabsichtigt. Obwohl die für den Text verwendeten Quellen als zuverlässig gelten, wird keine Garantie für die Richtigkeit übernommen. Die Ausführungen und Erklärung können und sollen das Gespräch mit einem Steuerberater und/oder Rechtsanwalt nicht ersetzen.